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Klara

Sie wollte schon immer Hühner haben. Und seit sie die Großstadt verlassen und im ländlichen Raum eine Bleibe gefunden hatte, war es ihr möglich.

Nicht irgendwelche Hühner sollten es sein, sondern welche aus der Legebatterie, Aussortierte, nicht mehr profitable. Sie war eine Hühnerretterin. Und als sie sie abholte, hatten die Tiere nur noch eine Feder am Bürzel, der Rest ihres Körpers war rosa und nackt. Erbarmungswürdig sahen sie aus, diese fünf. Bei ihr waren sie also genau richtig. Sie wusste auch schon, wie sie heißen sollten. Sie gab ihnen die Namen von den verflossenen Freundinnen ihres Sohnes: Marie, Isabell, Lilli, Hannah und Klara. Und wirklich gelang es ihr, in drei Monaten wieder ansehnliche Hühner aufzupäppeln. Es waren prächtige Tierchen und alle hatten wieder ein normales Federkleid und freuten sich wahrlich des Lebens.

Bis der Fuchs kam. Und vier von den guten Tieren mit sich nahm. Nur eines blieb übrig. Dies wiederum sah der Sohn – der doch etwas verwundert war über die Namensvergabe seiner Mutter  -als Zeichen. Er suchte wieder Kontakt zu der Verflossenen, deren Namen das letzte Huhn trug: Klara. Und wirklich: Die Liebe ließ sich erneuern. Bald schon heirateten sie und bekamen zwei Kinder. Und wenn sie nicht gestorben sind, gackern sie alle noch heute.

Veröffentlicht von Eva Luna am